Backe, Backe, Pustekuchen. Die 6. Etappe

140km Rundkurs bei Drawsko Pomorskie, einem idylischen Örtchen 30km nördlich von Recz. Und an der Stelle muss ich auch mal aufklären, dass unser Camp gar nicht bei Recz ist, sondern nahe Suliborz bei Glebokie - Aber das findet man auf keiner Landkarte. Unser heutiger Rundkrus war in etwa doppelt so lang wie die gestrige Etappe und versprach laut Roadbook alle kleinen und großen fiesen Sachen von gestern - Nur eben doppelt so viel. Wasserlöcher, Moorwiesen, Tiefsandpisten und natürlich die berühmten langen Panzerstrecken mit einskommafünfmillionen Bodenwellen.

War es eigentlich gestern oder heute, als Eugen Eble im feinen grünen Hummer auf die Idee kam, man könne sich gegenseitig durch den Sumpf winchen? - Ehrlich, dass bring ich nimmer zusammen. Es erinnert mich aber daran, ihn nochmal anzufunken und Hallo zu sagen. Man soll sich ja nicht immer gleich nach Events aus den Augen verlieren.

Ja auf jeden Fall starteten wir am Vormittag in die Etappe. Zur allgemeinen Freude gab es auch massig Kompasskurse, bei denen ich mehr oder weniger triumphieren konnte. Auch weniger deshalb, weil es uns unbemerkt die zwei GPS Antennen von Dach gerupft hatte und ich kaum noch Satellitenfixes bekam. Patrick war schon ganz hibbelig, wieso meine Aussagen so wischi waschi sind. Naja - trotz verwurmter Werten haben wir den 5.2km CP ja doch noch gefunden und weniger Strecke gebraucht, als im Roadbook veranschlagt war.

Hatte ich erwähnt, dass die Sonne schien? Ich glaube es war heute, als wir auch über eine Wiese kamen auf der einige LKWs standen und mit den Rädern gerade nach Erdöl bohrten. Unser Plan war diesmal (Stempel vom CP holen) und dann ganz außen mit Fullspeed durch. Wieso Fullspeed? Weil Sumpf auch eine gewisse Viskosität hat und man besser schnell rüberfährt, als sich langsam einsackend gen Erdmittelpunkt absumpfen zu lassen. Daher hatten wir auch wenig verständnis für einen französischen beifahrer, der am Weg stand und uns signalisierte, wir sollen hier langsam fahren - Während seine Kiste schon bis zum Bodenblech im Dreck klebte. Neeee....Es gibt Momente, da darf man nicht vom Gas gehen. Wir kamen perfekt durch und hatten hinter uns sogar Freiraum. Das Team vom Radio RSA, dass uns immer frech den Weg abschneiden wollte, war auch mit einem mal weg. Tja...Que sera sera sera. Und weiter gings ab durch den Wald. Man traf am laufenden band die Ostaschewski Jungs, meist im oder am Sumpf.

Ich erinnere mich da spontan an ein Loch, wo ich direkt nach dem Aussteigen erstmal einen Beinstarken Ast auf die Rübe bekam. Der oxidierte da so seit Jahren rum und meinte direkt auf mich fallen zu müssen. Patrick war wohl auch irritiert, wieso ich gerade mit nem Baum kämpfe,, anstatt mit dem Windenseil gena anderes Ufer zu hechten. Nunja, für Holz nimmt man sich Zeit, denn Holz arbeitet. (in diesem Fall gegen mich).

In einem anderen Loch, polaris war zum schauen dort, legte Patrick den range im Schlick so auf die Seite, dass ich gar nicht mehr raus kam. Musste er also erstmalig selbst raussprinten und das Windenseil (nach ausgraben der Schnauze, wo es seitlich eingehängt war) in den rettenden Baum klinken. Das übernahm dann aber helfenderweise Polaris.

Das sind auch so Momente, wo ich mir überlege, ob nicht etwas Marschmusik die Stimmung noch gut untermalen wird. So nicht nur nach innen, sondern laut durchs Unterholz. "Fat snails march to movement" - Vielleicht kriegen wir ja Leonard Bernstein, Jerry Goldsmith oder gar John Williams dazu, uns unser eigenes Thema zu komponieren. Im Zweifelsfall kennen wir aber ja noch nen guten Kumpel von Harold Faltermeier, nicht war @Offhand? Aber kurz zurück in die Realität eines staubig heißen Sommertags in der nähe von Recz.

Auf unserem Terratrip stand irgendwas von 100km, es war also nicht mehr weit. Ja ich weiss, dass wir hätten zwischendurch schon zweimal Nullen sollen. Aber ich mag das nicht und fahre lieber nach Teilstrecke und merke mir alles andere.

Einen Tag vorher ging unser Rallyecomputer übrigens in den Freeze-Modus (den ich nicht kannte und für nen Fehler hielt), so dass ich immer angesagt habe und Grafe las an seinem Gerät die Werte ab. Schön blöd wir beide, hat aber auch mal Gaudi gemacht.

So kurz vor Schluss, direkt nach meinem Lieblingssatz "suche Deinen Weg parallel zum Sumpf", kamen wir auf den TrpÜbPl von Recz zurück. Beiss den Schrank an, ist das ein riesiges Ding. Wir sollten irgend so ein Schild mit Panzer drauf finden. Fanden wir aber nicht, denn durch die defekten GPS Geräte fuhren wir fatelerweise (NICHT NACHMACHEN!!!) Spuren und kamen wie viele vor uns, vollkommen falsch raus. Dann folgte eine Stunde wilde Rumirrerei. Und da waren wir gar nicht so alleine. Von Rechts schoss Team Ostaschwfski aus dem Wald. Eine Richtung, mit der wir gar nix anfangen konnten, am Horizont tobten Sandfahnen von Fahrzeugen, fernab jeglicher Sinnhaftigkeit. Wieder einmal fuhren dutzende Autos kreuz und quer auf der Suche nach Godot. Eigentlich wollten wir schon aufgeben und fuhren nach Peilung gen Ziel. Doch dann sahen wir innerhalb einer Rinne Spuren den Hang herab führen und waren wieder auf der Strecke. 100m weiter kam schon ein CP und happy feierten wir das Erreichen selbigens. Allerdings hofften wir, keinen weiteren davor verpasst zu haben - Aber genau das war doch passiert. Zwei Strafstunden, schade aber egal. Wir feuerten den range nochmal auf Tempo und durchquerten das Ziel mit guter Laune und viel Elan. 140km auf einer Bobbesbacke runtergerissen - Ein gutes Gefühl.

Im Camp angekommen gab es ein großes Olé Olé mit Schokomilch, warmer Cola und anderen kulinarischen Ausfällen. Wie sich am nächsten tag heraustellen würde, war unsere Zeit trotz der zwei Strafstunden sehr angenehm und wir würden in die Siegesetappe relativ weit vorne starten. einzig das N-TV Team lag heute vor uns. Patricks Plan, Forcierer nachts heimlich nach Weissrussland verschleppen zu lassen, stieß aber auf 3:2 Gegenstimmen.

Nee nur ein Spass. Wir haben gefeiert und fühlten uns großartig. Langsam fanden wir zur alten Form zurück und waren schon auf Platz 54 vorgerutscht. Das Ergebnis machte uns euphorisch und belohnte uns schon jetzt für die Quälerei der letzten Monate, die etlichen Stunden und Wochenenden am und im Auto.

Wir baten Polaris, die forderen Dämpferdome vorne noch am Rahmen abzustützen und das Doppeldämpfersystem wieder zu komplettieren - Möge der range zum Abschluss der Breslau nochmal richtig fliegen. Wir besuchten gemeinsam das Abendbrot, schnackten mit anderen Teilnehmern, spendierten uns eine Runde echte belgische Pommes (würg --- Lauwarme fettgetränkte Stäbchen) und ließen gemeinsam den Abend ausklingen, während nahe und am Horizont wieder die Generatoren ihr Lautmuster in die Nacht malten und die Lichtblitze vieler Schweissgeräte eine Silvesterähnliche Athmosphääre zauberten. Ich schriebs so schön per SMS. Been there, done that! - Genau unser Gefühl des Tages. Morgen würden wir nochmal alles geben und die "Scheisse fett rocken".

Und um zum Abschluss mal unseren neuen Freund Diffier zu zitieren: "You are definitely great guys" - nachdem wir seinem Team im Loch #244 zu helfen versuchten anstatt einfach wegzufahren (wenn auch ohne Erfolg, weil der befreundete Landy vor ner Megakannte hing) . Diffier ist der Nachfolger von Bertrand. Bertrand, so erzählte uns Diffier, macht jetzt in nem seriösen Job sowas wie anderen Leuten das Baggerfahren beibringen.

Was es nicht alles gibt?! - Für uns gabs jetzt Nachtruhe. Die jungen ungestühmen Rallyefahrer brauchen doch ihren Schlaf.
 
 
 
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